Schein + Wirklichkeit

 

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BÖSE ONKEL
Kindesmissbrauch - Bekenntnisse von Tätern
DOKU-DRAMA | 60 Minuten

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BÖSE ONKEL

Regie:
Sophie Kill

Kamera:
Frank Groth

Montage:
Heidi Endruweit

Produktion:
NDR

Redaktion
Eric Friedler

Darsteller
Gunnar Titzmann | Jakob Plutte | Frank Mertens | Christian Bruhn

12.444 Anzeigen wegen sexuellen Kindesmissbrauchs verzeichnete die Kriminalstatistik im Jahr 2011, bis zu zehnmal höher wird die Dunkelziffer geschätzt. Die Täter kommen aus allen Schichten, sind sozial angepasst und unauffällig. Der typische Täter kennt sein Opfer gut, das Kind vertraut ihm, liebt ihn. Das Doku-Drama "BÖSE ONKEL" sucht Antworten auf die Frage: Wie kommt ein Mann dazu, den Nachbarsjungen, die Nichte oder gar die eigene Tochter sexuell zu missbrauchen?

Kaum ein Thema emotionalisiert so sehr wie der sexuelle Missbrauch von Kindern. Medien und Öffentlichkeit machen Täter zu Monstern, Polizei und Justiz reagieren oft hilflos. Könnte die elfjährige Lena, die am 24. März 2012 in einem Emdener Parkhaus missbraucht und getötet wurde, noch leben, wenn die Polizei die Selbstanzeige des Täters einige Monate zuvor ernst genommen und konsequent verfolgt hätte? Rechtfertigt ein Missbrauch den Aufruf zur Lynchjustiz wie den an dem zunächst verdächtigten 17-Jährigen?

Wer sich mit den Tätern beschäftigen möchte, stößt oft auf Unverständnis, selbst bei denen, die beruflich mit ihnen zu tun haben wie Gefängniswärter oder Betreuer in der forensischen Psychiatrie. "Kinderschänder" stehen in der Knasthierarchie ganz unten, verachtet von allen.

"BÖSE ONKEL" will mit diesem Tabu brechen und fragt nach den Hintergründen. Autorin Sophie Kill hat über viele Monate hinweg unter teilweise sehr schwierigen Umständen mit mehr als einem Dutzend Tätern lange Interviews geführt. Das Ergebnis waren über fünfzig Stunden Tonmaterial. Unter dem Schutz der Anonymität haben die Männer offen und oft zum ersten Mal über ihre Taten gesprochen. Dabei ging es nicht darum, die Täter zu verstehen oder gar ihre Taten zu entschuldigen. Vielmehr lag der Focus darauf, Motive und Strategien zu erkennen - eine wichtige Voraussetzung für effektive Präventionsarbeit. Keiner der Männer wollte vor die Kamera. Daher wurden vier "typische" Interviews mit Schauspielern wortgetreu inszeniert, immer wieder unterbrochen von Making-of-Szenen. Kurze Gespräche mit den Schauspielern reflektieren die verschiedenen Schwierigkeiten und Ängste, eine solche Rolle zu übernehmen. Die so entstandenen Täter-Psychogramme gehen unter die Haut. In Zusammenarbeit mit der HAW Hamburg, Department Design entstanden außerdem kurze Animationsfilme. Diese von Hand gezeichneten Miniaturen zeigen Szenen vertrauensvollen Umgangs zwischen Kindern und Erwachsenen. Ein Kontrast, der die ganze Tragweite des Themas sexueller Kindesmissbrauch deutlich macht.

ANIMATIONEN Department Design HAW Hamburg Prof. Almut Schneider Susann Hoffmann | Sören Koswig | David Kowalski | Ksenia Lemeschuk | Sybille Meyer | Verena Westphal

ERSTAUSSTRAHLUNG: 06. März 2013

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